Interview mit Willi Plattes, Initiator von Fundamente Mallorca
Plattes ist Dipl.-Kfm., Steuerberater und Gesellschafter von European Accounting
Photo: Nele Bendgens / Mallorca Zeitung
Was ist Fundamente Mallorca und was bietet es den Deutschsprachigen, die sich auf Mallorca niederlassen?
Es handelt sich um eine Initiative, um den deutschsprachigen Käufern und Besitzern von Immobilien auf den Balearen gute Information, solide Beratung und andere Dienstleistungen zu bieten. Das Zielpublikum besteht sowohl aus Residenten wie auch aus Nichtresidenten, da viele Deutsche, Österreicher und Schweizer hier ein Ferienhaus oder eine Ferienwohnung haben. Was sie gemeinsam haben: Es fehlt ihnen an zuverlässigen Informationen über wichtige Themen.
Welche Aspekte sollte ein Deutscher im Auge behalten, der auf der Insel ansässig wird oder investiert?
Man könnte es folgendermaßen zusammenfassen: Zu Beginn sind sie zu vertrauensselig, und nach den ersten schlechten Erfahrungen trauen sie gar niemandem mehr über den Weg. Auch machen sich viele keinen Begriff davon, bis zu welchem Grad vieles hier anders funktioniert. Das gilt nicht nur für den rechtlichen oder steuerlichen Bereich, sondern auch für Themen wie zum Beispiel die Bautechnik. Weshalb unsere wichtigste Empfehlung lautet, genau die Art von Beratung zu suchen, die Fundamente Mallorca anbietet. Es handelt sich um eine Mischung aus allgemeiner und spezifisch regionaler Information. Zum Beispiel: Wenn ein Handwerker das Problem von Feuchtigkeit in Wänden in Angriff nimmt, muss er nicht nur sein Handwerk beherrschen, sondern auch die Besonderheiten des Klimas der Insel und der bautechnischen Gebräuche kennen. Der ausländische Immobilienbesitzer braucht mehr Unterstützung, er weiß ja von Grund auf weniger über praktisch alles, was mit der Region zu tun hat, und außerdem fehlt es ihm an einem Umfeld, das ihn auf Dinge aufmerksam macht, berät und ihm loyal Personen oder Unternehmen empfiehlt, die wirklich funktionieren.
Welche Rolle spielen Sie in der Organisation und welche sind die Herausforderungen derselben für 2015?
Ich bin Gesellschafter und Geschäftsführer von European Accounting, einer Steuerkanzlei, die seit mehr als 15 Jahren fast ausschließlich ausländische Mandanten auf der Insel betreut. Aufgrund meines Naheverhältnisses zu vielen Mandanten erfahre ich über alle Arten von Problemen, nicht nur von steuerlichen. Daraus habe ich meine Schlüsse gezogen und fünf namhaften Unternehmen, darunter dem Bufete Buades, vorgeschlagen, den „harten Kern“ von Fundamente Mallorca zu bilden. Mit meinem Team habe ich das Projekt vorangetrieben und dieses Team leistet auch die nötige Unterstützung. Unsere größte Herausforderung besteht darin, uns als zuverlässiger Partner des deutschsprachigen Immobilienbesitzers zu positionieren.
Das Jahr ist zu Ende gegangen und mit dem Jahreswechsel werden rechtliche und steuerliche Änderungen wirksam. Welche wirken sich am direktesten auf die neuen ausländischen Residenten der Balearen aus?
Zweifelsohne das reformierte Einkommensteuergesetz, denn es wirkt sich direkt auf die Besteuerung von Immobilienübertragungen aus. Obwohl davon mehr die alten ausländischen Residenten betroffen sind. Je nach Umständen kann sich die Besteuerung ein wenig verringern oder aber dramatisch erhöhen. Der letztgenannte Fall kann sich beim Verkauf einer vor 1994 zu einem sehr niedrigen Preis erworbenen Immobilie ergeben. Und dann gibt es starke Veränderungen durch ein neues Verfahren, um die Katasterwerte mittels eines Aktualisierungskoeffizienten anzupassen, was in diesem Jahr zum Beispiel in den Gemeinden Marratxí, Calvià und Andratx geschieht.
Die wirtschaftlichen Kenndaten scheinen ein Ende der Krise anzuzeigen. Haben Sie eine Veränderung bezüglich der Investitionsbereitschaft und des wirtschaftlichen Engagements der deutschen Bürger wahrgenommen, die mit dem Gedanken spielen, sich auf Mallorca niederzulassen?
Anfang 2013 begannen wir an einem Buch zu arbeiten, das an den schweizerischen Markt gerichtet war und in dem wir die Motive anführten, warum die Investoren Spanien und Mallorca in Betracht ziehen sollten. Wir haben damit bei Mandanten vorgefühlt, und die wollten damals nichts davon wissen. Doch schon zu dieser Zeit hat das „smart money“ diskret begonnen, Aktiva in Spanien zu erwerben. Genau zu dem Zeitpunkt, als wir das Buch im Herbst desselben Jahres veröffentlichten, nahm die Öffentlichkeit dann die ersten Anzeichen wahr. Seither ist das Interesse der Investoren explodiert. Es gibt also eine klare und nachhaltige Tendenzwende, aber nur, was Investitionen betrifft. Anders verhält es sich mit der Haltung gegenüber Mallorca als Wohnort. Einige Maßnahmen wie das Modelo 720 und die Vermögensteuer haben dazu geführt, dass viele, die sich für Mallorca begeistern, lieber im Ausland ansässig sind oder werden. Es gibt viel zu tun. Unsere Partner und wir nehmen diese Herausforderung gerne an.