Child theme index:Albert Pinya: „In der Kunst ist die Intuition wichtiger als der Verstand“
Interview mit Albert Pinya, mallorquinischer Künstler und „kreativer Humanist“.
Ein Interview mit Albert Pinya ist immer ein sicherer Erfolg. Es handelt sich um einen der aktivsten Künstler unserer Insel. Er ist jung, aufmerksam, höflich und äußerst charmant. Die Arbeiten von Albert Pinya (Palma de Mallorca, 1985) zeichnen sich in der Regel dadurch aus, dass sie von einer beabsichtigten und ironischen Naivität ausgehen, die die abartigen Strukturen der Wirklichkeit aufdecken. Er hat schnell einen eigenen und erkennbaren Stil entwickelt, in welchem er mit Codes populärer Kultur arbeitet: Comics und Abbildungen, sowie eine durchdachte naive Ästhetik, die eine genaue Behandlung der von ihm untersuchten Themen versteckt. Er selbst definiert sich als „kreativen Humanist“. Sein Schaffen konzentriert sich darauf, zu beobachten und zu erforschen, wie der Mensch Beziehungen oder Verbindungen mit der Umwelt aufbaut.
– Albert, was sind die Dinge, die Sie begeistern?
– Mich inspiriert alles, was am Leben teilhat. Natürlich kommen einige Themen immer wieder vor, wie zum Beispiel das Interesse an „Agropower“, die ultralokale Dimension oder die Poesie, immer die Poesie. Ich mag besonders diejenigen Einflüsse, die uns zu angestammten und bodenständigen Themen zurückführen, wie zum Beispiel die peripheren Kulturen und die Landwirtschaft. Dies sind Themen, die es uns erlauben, auf die modernen Gesellschaften, Opfer der Übertreibung und des Missbrauchs der neuen Technologien, eine Antwort zu finden, nicht nur auf malerischer Ebene, sondern als Frage der persönlichen Einstellung. Interessanterweise beharren manche Lobbys des Kunstbetriebs auf der Idee, die Malerei zu „zerstören“ oder zu „ermorden“. Sie sagen, dass „die Maler in Museen der Architektur oder der Vorgeschichte sein müssten“, oder dass „das Ausüben der Malerei démodé ist“, oder dass jetzt alle zeitgenössischen Künstler „Videokünstler“ oder digitale Fotografen oder Transvestiten sein müssten … Wir wissen, dass es viel Unbeholfenheit gibt. Die technologische Kunst wirft keine Schatten und wir leben in einer Welt, in der es viele Schatten und Gespenster gibt. Und ich werde sie nicht aufgeben.
– Könnte man sagen, dass die Botschaft Ihrer Arbeit darin liegt, über den Ursprung des Menschen nachzudenken?
– Eine meiner Obsessionen ist die Beobachtung und das Studium dessen, wie der Mensch Beziehungen und Verbindungen mit seiner Umwelt eingeht. Ich muss zugeben, dass mich der Mensch mehr in seiner sozialen als in seiner individuellen Dimension interessiert. Ständig suche ich nach Antworten auf diverse Konflikte, die uns umgeben. Und ich glaube, dass dies eine der wichtigsten Aufgaben des zeitgenössischen Künstlers sein muss. Die unermüdliche Fähigkeit, die Existenz, die Geschichte und letztlich das Leben zu befragen und infrage zu stellen. Oder wie Sánchez-Castillo sagen würde: „Und was ist die Rolle des Künstlers? Die Widersprüchlichkeit aufzuzeigen. Diesen Spalt, der einen Verdacht auslöst.“ Amen.
– Ihre Arbeit wurde in Arco ausgezeichnet. Was hat es für Sie bedeutet, diese Auszeichnung zu bekommen?
– Die Wahrheit ist, dass ich nicht wusste, dass es den Preis gibt, als ich ihn erhielt. Aber die Resonanz war sehr groß und ich verstand, dass er eine wichtige Anerkennung darstellte. Allerdings sind Preise eher anekdotisch. Das Wichtige sind die Werdegänge.
– Warum kritisieren die Leute einige Werke, die in Kunstmessen wie Arco präsentiert werden?
– Ich glaube, eines der großen Probleme, abgesehen von der Ignoranz, die besonders in unserem Land existiert, ist, dass das Publikum beansprucht, alles zu verstehen, was es sieht. Aber man kann ein Gefühl nicht mit der Vernunft erfassen. In der Kunst ist die Intuition wichtiger als der Verstand. Wie in der Poesie.
– Haben Sie jemals Angst gehabt, den falschen Weg zu gehen?
– Irrtum und Misserfolg sind Teil des kreativen Prozesses. Wenn man sich nicht irrt, lernt man nichts dazu, wenn man nichts riskiert, gewinnt man nichts.
– Was für eine Beziehung haben Sie zu Joan Buades?
– Joan hat eine Leidenschaft für zeitgenössische Kunst und darin liegt die Hauptverbindung, die uns eint. Ich mag ihn, weil er einen Sinn für Humor hat und ich schätze diese Eigenschaft mehr als viele andere. Das ist von grundlegender Bedeutung. Dem Alter entsprechend könnte ich sein Sohn sein, aber ich bin sicher, dass wir in vielen anderen Dingen zusammenkommen würden, wenn wir ein ähnliches Alter hätten.
– Woran arbeiten Sie zurzeit und was sind Ihre Projekte?
– Das Jahr 2015 beendete ich mit maximaler Anstrengung und Erschöpfung, da ich vier Einzelausstellungen realisiert hatte: in der Galerie Allegra Ravizza (Lugano, Schweiz), im Institut Cervantes in Berlin und in Mailand, und die Realisierung eines Künstlerbuchs in Zusammenarbeit mit dem Dichter Àngel Terron, herausgegeben von Edicions 6a Obra Gràfica (Palma de Mallorca). Derzeit gibt es zwei unmittelbare Projekte, an denen ich arbeite. Das Erste ist ein Projekt über eine Trilogie des Dichters Jaume C. Pons Alorda, „Tots els sepulcres“. Es wird im Juni mit einer Ausstellung innerhalb des Literaturfestivals Leselenz in der Stadt Hausach im Schwarzwald enden und wird von dem Dichter und Kurator des Festivals Joseph F. A. Oliver betreut. Andererseits, und parallel zu dieser Ausstellung, bin ich zusammen mit dem Dichter Jaume Munar mitten in einem Buchprojekt, in welchem wir die Tierwelt und die verschiedenen einheimischen mallorquinischen Tierarten darstellen. Es ist ein weiterer Versuch, die Poesie und die Malerei zu verbinden. Und auch damit, und das ist sehr wichtig, dass es Unterrichteinheiten sind, die dazu dienen, in den Schulen verwendet zu werden.
– Was tun Sie dafür, sich auf all dies vorzubereiten?
– Dasselbe, was jeder andere an meiner Stelle tun würde: Sich nicht irreführen lassen, aufmerksam und geduldig sein und vor allem mit viel Hingabe und Ausdauer arbeiten. Kunst = Leben.
– Wie sehen Sie sich in den nächsten fünf Jahren?
– Das kann ich Ihnen nicht sagen, es tut mir leid. Die Dinge leben in mir, nicht in der Zeit. Und in mir ist alles Gegenwart.
Eine regenerierende Aktivität nach einem langen und anstrengenden Arbeitstag
Zärtlichkeiten, Umarmungen und Küsse.
Ihr Lieblingsgericht der mallorquinischen Küche und wer es Ihnen am besten zubereitet hat
Die „galtes de porc negre“, zubereitet vom Koch María Solivellas.
Ein Getränk, dass nie zu Hause fehlen darf
Laccao.
Ein Bild, das das Glück in Ihrer Kindheit am besten porträtiert
Die Kaugummis Boomer, die mir meine Mutter jeden Samstagnachmittag im Zentrum des Dorfes kaufte.
Eine historische Figur, die Sie gerne kennengelernt hätten, und warum
Drakula. Weil sie wie die Malerei ist. Sie stirbt und ersteht wieder auf.
Die Eigenschaft, die Sie am meisten an einer Person schätzen
Die Begeisterung.
Albert Pinya braucht immer die Nähe von …
Seiner Leidenschaft für Twin Peaks.
Vorhergehende Interviews: Miquel Roca: „In der Bevölkerung unter 35 Jahren ist der Selbstmord die häufigste Todesursache“. Franz Kraus: „Die Bauern Mallorcas sind die Ingenieure des Hotelgewerbes”.Miquel Roca: „In der Bevölkerung unter 35 Jahren ist der Selbstmord die häufigste Todesursache.“
Interview mit Miquel Roca Bennasar, Psychiater, Professor und Forscher an der Universität der Balearen
Miquel Roca Bennasar ist Psychiater, Professor für Psychiatrie an der Fakultät für Psychologie der Universität der Balearen, Koordinator des Bereichs Neurowissenschaften am Institut für Gesundheitswissenschaften (IUNICS) und leitender Forscher der Gruppe „Psychische Störungen von besonderer Bedeutung in der medizinischen Primärversorgung”.
In seiner beruflichen Laufbahn hat er als Autor oder Herausgeber zehn Bücher über Psychopathologie und Psychopharmakologie, sowie mehr als 85 Artikel in internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht. In diesem Interview spricht Miquel Roca über die wichtigsten Gesundheitsprobleme, die psychische Erkrankungen verursachen. Und er erklärt, welche Veränderungen notwendig sind, damit es zu einem echten Durchbruch in der Psychiatrie kommen kann.
– Was sind zur Zeit Ihre beruflichen Tätigkeiten, Herr Miquel Roca?
– Ich teile meine Zeit zwischen Lehre, Forschung und Behandlung auf. Spanische und internationale Forschungsprojekte.
– In Ihrer langen Karriere kamen Sie oft mit dem Bufete Buades in Berührung. Besonders mit dem Direktor Joan Buades ist es zu einer engen Verbindung gekommen. An welche gemeinsamen Erlebnisse erinnern Sie sich besonders gerne?
– Glücklicherweise habe ich in meinem Leben noch nie Rechtsstreitigkeiten gehabt, die die Dienste der Kanzlei erforderlich gemacht hätten (lacht), aber im Fußballclub Real Mallorca und auf einigen anderen sportlichen Freizeitaktivitäten sind wir zusammengetroffen. Später teilten wir auch ganz private Dinge wie Kunst und Gastronomie, zusammen mit den Mitarbeitern der Kanzlei.
– Welche psychischen Störungen betreffen im Kontext der Wirtschaftskrise die spanische Bevölkerung besonders stark?
– Dieselben wie vor und nach der Krise, nur dass sie sich während der Krise verschlimmern. Vor allem Depressionen und Angstzustände, aber auch Drogenmissbrauch. Dies sind die großen Probleme. Am häufigsten sind Depressionen und Angst, die oft in der Allgemeinbevölkerung auftreten. Diese Störungen werden meistens nicht als solche erkannt. Die Leute denken immer noch, dass sie stigmatisiert werden, weshalb sie diese Krankheiten verbergen, geheim halten oder verschleiern. Dabei zeigen alle vorliegenden Studien, dass diese Störungen Auswirkungen großen Ausmaßes haben, sowohl individuell, familiär, gesellschaftlich, als auch wirtschaftlich. Jetzt erkennen wir zum Beispiel, welche Folgen die Depression im täglichen Leben hat. Dies schließt die Lern- und Arbeitsfähigkeit mit ein, was bedeutet, dass sie nicht nur individuelles, sondern auch soziales, wirtschaftliches und kollektives Leiden mit sich bringt.
– Gibt es auf Mallorca Besonderheiten in Bezug auf diese Beschwerden, oder sind seine Bürger im Allgemeinen von denselben Krankheiten betroffen wie in anderen Teilen Spaniens
[roto lado=“left“ texto=“Wir haben festgestellt, dass es während der Krise bei den Sprechstunden und Behandlungen der häufigsten psychischen Störungen im Vergleich zu vor der Krise einen Zuwachs von 7 bis 10 % gegeben hat“ ]
– Zum Glück gibt es keine Unterschiede. Die Prävalenz psychischer Krankheiten auf den Balearen ist vergleichbar mit denen anderer europäischer Länder. In der Tat gibt es einige Legenden, wie zum Beispiel, dass die Selbstmordrate auf der Insel Menorca sehr hoch ist. Wir haben das bereits erforscht, analysiert und veröffentlicht, und gezeigt, dass das nicht wahr ist; es ist ein Mythos, aber die Leute sagen immer noch, dass die Tramuntana von Menorca ihre Bewohner in den Selbstmord treibt. Und das ist nicht richtig, denn die mit der Parapsychologie zusammenhängende, hohe Selbstmordrate, die die maximale Folge psychischer Störungen darstellt, ist das schlimmste Problem, dem sich das öffentliche Gesundheitssystem stellen muss. Denken Sie nur an die Bevölkerung unter 35 Jahren: Die häufigste Todesursache ist heutzutage der Selbstmord. Früher waren es die Verkehrsunfälle, aber diese haben sich stark reduziert. Jetzt ist in der Bevölkerung von unter 35 Jahren der Suizid die häufigste Todesursache. Dabei sind die Zahlen in der Autonomen Region der Balearen ähnlich wie im Rest Spaniens. Auf der anderen Seite, wenn wir die Situation vor und während der Wirtschaftskrise vergleichen, können wir die Auswirkungen psychischer Störungen in der medizinischen Primärversorgung messen. Wir haben festgestellt, dass es während der Krise bei den Sprechstunden und Behandlungen der häufigsten psychischen Störungen im Vergleich zu vor der Krise einen Zuwachs von 7 bis 10 % gegeben hat. Jetzt werden wir eine ähnliche Studie machen, um drei Momente zu vergleichen. Wir haben gesehen, dass es während der Krise den größten Zuwachs in der medizinischen Primärversorgung gab, denn die Auswirkungen ökonomischer Krisen konzentrieren sich auf diese Sprechstunden. Ich glaube, die Anlaufstellen müssen grundlegend verändert werden, um in diesen Situationen die Folgen aufzufangen. Die einzige nachgewiesene Vorbeugung gegen diese psychischen Erkrankungen ist die körperliche Bewegung, eine gesunde Ernährung und kein Drogenkonsum, obwohl das in der jungen Bevölkerung sehr schwer zu schaffen ist.
– Sind die öffentlichen Mittel ausreichend, um diese psychischen Krankheiten zu behandeln?
– Alle vorliegenden Studien sagen Nein, und zwar aus vielen Gründen: weil die Behandlung psychischer Krankheiten keine Technologie benötigt. Es gibt keine großen Operationssäle – die Psychiater arbeiten seit zwei Jahrhunderten mit den gleichen Instrumenten. Es geht um persönliches Zuhören und Zeit. Das kostet nicht viel, aber die psychischen Krankheiten sind diejenigen mit den größten individuellen, sozialen und kollektiven Folgen. Wenn eine Person wegen einer Beschwerde ein Krankenhaus aufsucht, zum Beispiel mit Herzschmerzen, wird er bestimmt einer Reihe ergänzender medizinischer Tests unterzogen, wie Blutuntersuchungen, bildgebende Untersuchungen u.s.w. Aber in der Psychiatrie müssen Sie eine sofortige Antwort geben, und ohne diese Ressourcen. Bei der Diagnose arbeiten wir mit viel Subjektivität und wenig Objektivität. In unserem Fall wurde die psychiatrische Versorgung aus den psychiatrischen Anstalten herausgenommen, und in die allgemeinen Krankenhäuser integriert. Außerdem versuchen wir bei Patienten, die einen stationären Behandlungsaufenthalt benötigen, diesen so kurz wie möglich zu halten, damit sie so früh wie möglich zu ihren Familien und in die Gesellschaft zurückkehren. Aber die Gemeinschaft und die Familien sind in wirklicher Krise. Es gibt manchmal stationär behandelte Patienten, die, wenn Sie sie entlassen, hier keine Familie haben, oder nur viele Kilometer weit entfernt, oder gar keine. Das will nicht heißen, dass wir zum alten Modell zurückgehen sollen, aber es gibt viele Probleme, weil die Familien sich früher besser um einen Kranken kümmern konnten. Im heutigen Familienmodell leben die einzelnen Familienmitglieder verstreut in verschiedenen Teilen der Welt. Das kann zum Beispiel bei einem Patienten mit einer bipolaren Störung oder Schizophrenie sehr kompliziert sein.
– Sie haben Bücher und Artikel auf internationalem Niveau veröffentlicht. Welche Rolle wird die Psychiatrie in den nächsten Jahren spielen?
– Ich glaube, sie wird sich als ein medizinisches Fachgebiet definieren, in welchem es viel Forschung gibt, die aber auch auf die Praxis übertragbar sein wird. Das bedeutet, dass die Untersuchungen, die sich über psychische Krankheiten ansammeln, schnell in Vorteile für die Patienten umgewandelt werden. Das ist, denke ich, die Herausforderung, vor der die Psychiatrie steht. Derzeit sind wir immer noch in einem System von Studien verankert, die uns die Technologien nicht erlaubt haben, die nur in der Forschung Verwendung finden, und es fehlt uns der Schritt, diese Forschungsergebnisse in der Praxis mit den Patienten anzuwenden. Es ist sehr komplex, aber in der Pharmakogenetik gibt es Fortschritte, in der personalisierten Medizin, wo klinische Studien und epidemiologische Daten mit genetischen und biologischen Daten in Zusammenhang gebracht werden. Dies kann dann zur Anwendung bei Patienten führen, die zur Verbesserung ihres Zustands führen. In diesem Sinne steht der Psychiatrie eine ausreichend weit gefächerte und sehr interessante Arbeit bevor, mit der sie sich selbst verbessern kann.
Eine regenerierende Aktivität nach einem langen und anstrengenden Arbeitstag
Lesen. Jemand hat einmal gesagt, dass das Lesen jedweder Seite der Encyclopædia Britannica bei Schmerzen hilft.
Ihr Lieblingsgericht der mallorquinischen Küche und wer es Ihnen am besten zubereitet hat
Pa amb oli (Brot mit Olivenöl) und Pa amb sobrassada (Brot mit Streichwurst). Früher hat meine Mutter es gemacht, heute bereite ich es zu.
Palma de Mallorca ist zur besten Stadt zum Leben gewählt worden. Die zweitbeste für Sie ist …
London. London ist DIE STADT, großgeschrieben.
Ein Getränk, dass nie zu Hause fehlen darf Rotwein natürlich. Ein Bild, das das Glück in Ihrer Kindheit am besten portraitiert
Das Meer im Sommer.
Eine historische Figur, die Sie gerne kennengelernt hätten, und warum
Michel de Montaigne in seinem Schloss in Bordeaux.
Die Eigenschaft, die Sie am meisten an einer Person schätzen
Früher war es die Intelligenz. Heute, als Erwachsener, ist es die Güte und die Selbstlosigkeit. Darin habe ich mich verändert.
Lesen Sie noch die gedruckte Zeitung, oder haben Sie schon zur digitalen Version gewechselt?
Beide. Heute ist das menschliche Leben das Frühstück mit Kaffee und gedruckter Zeitung und der Abschied vom Tag das Lesen der Onlineversion des nächsten Morgens.
Miquel Roca braucht immer die Nähe von …
Einem Buch.
Franz Kraus: „Die Bauern Mallorcas sind die Ingenieure des Hotelgewerbes”
Interview mit Franz Kraus, Geschäftsführer von Sa Fàbrica de Gelats und Fet a Sóller
Franz Kraus kam in den 90er Jahren nach Sóller, ein Ort im Norden von Mallorca. Er öffnete die „Fàbrica de Gelats” mit zwei Angestellten, und zwei Jahre später schuf er „Fet a Sóller””, eine Firma mit derzeit 70 direkten und 150 indirekten Arbeitsplätzen.
Franz studierte in den USA und in Deutschland. Nach Beendigung seines Studiums arbeitete er als Manager in einem multinationalen Konzern der Lebensmittelindustrie. Danach lieβ er sich in Sóller nieder, um als Projektberater für ein deutsches Unternehmen zu arbeiten. Nach einiger Zeit gab er diese Arbeit auf und gründete die Lebensmittelfabriken. Franz erzählt uns in diesem Interview von seinen Anfängen und Projekten. Und er erklärt uns, warum Fet a Sóller sich zu einem erfolgreichen und beispiellosen Unternehmen entwickelt hat, welches uns das Beste der mallorquinischen Landwirtschaft bietet.
– Franz, warum Sóller? … Warum haben Sie Ihre deutsche Heimat verlassen?
– Als ich mich entschieden habe nach Mallorca zu ziehen, hatte ich in Deutschland viel Erfolg in der Lebensmittelindustrie. Für mich war immer klar, dass ich irgendwann mein eigenes Geschäft haben würde. Ich kam nach Mallorca, weil ich meine Ehefrau kennenlernte, und wir entschieden hatten hier zu bleiben. Auβerdem halte ich mich für einen Latino, weshalb ich mich in Südeuropa besser fühle als im Norden. Ich bin seit 26 Jahren hier, und die Art und Weise des Lebens hier liegt mir einfach gut.
– Wie waren Ihre Anfänge in Sóller, in der Geschäftswelt mitten in der Serra de Tramuntana?
– Mit viel Vorsicht. Seit meiner Ankunft habe ich das Potenzial von Sóller ausgewertet: den Reichtum, den die Natur bringt, und was man daraus machen kann. Am Anfang war ich 7 Jahre als Berater für die europäische Lebensmittelindustrie tätig. 1994 gründete ich dann Sa Fàbrica de Gelats und 1996 Fet a Sóller. Ich begann allein, aber jetzt habe ich Partner, weil das Geschäft zu groβ geworden ist.
– Warum haben Sie in der Speiseeisbranche begonnen? Ist es eine Leidenschaft oder ein Geschäft?
– Aus zwei Gründen begann ich damit in Mallorca. Zum einen fand ich eine Marktnische in dieser Branche, und zum anderen bin ich nicht nur Wirtschaftswissenschaftler, sondern auch Eisverkäufer. Alles was ich über Eis weiβ, habe ich in meiner deutschen Heimat gelernt, weil ich neben dem Studium als Eisverkäufer gearbeitet habe.
[roto lado=“left“ texto=“sind wir die „Auβerirdischen” von Mallorca: Wir müssen einen Tunnel bezahlen, den teuersten der Welt, und das ist wie eine Grenze.“]
– Fet a Sóller ist ein Vermarkter einheimischer Produkte aus Sóller, aber auf europäischem Niveau. Es entstand mit dem Konzept, Nahrungsmittel zu kreieren. Aber nicht nur Speiseeis, weil es, wie der Wein, nicht unentbehrlich ist, aber seine Marktnische hat. Das Eis auf Mallorca war schon immer eine Katastrophe, weshalb ich mit beiden Marken gearbeitet habe. Natürlich musste ich dafür meine Arbeit als Berater aufgeben. Zurzeit haben wir 70 Personen, die mit uns arbeiten und auf unserer Gehaltsliste stehen. Auβerdem haben wir Vereinbarungen mit mehreren Unternehmen – Genossenschaften – aus Sóller, dem Stadtrat, Lehrwerkstätten. Zusammenfassend würde ich sagen, dass wir auf insgesamt fast 150 Personen kommen, die für das Unternehmen arbeiten.
– Wie kam es zu Ihrer Beziehung mit dem Bufete Buades?
– Ich würde sagen, durch Zufall. Juan Buades war während einer Podiumsdiskussion am Circulo de Economia de Mallorca. Dort haben wir uns kennengelernt. Ich erinnere mich, dass er mir sagte, dass er überrascht sei, Deutsche zu finden, die nicht dem üblichen Stereotyp entsprechen, den man normalerweise auf der Insel kennenlernt.
[roto lado=“right“ texto=“Die Frage ist, ob man überlebt oder nicht. Überleben ist schon ein Erfolg“]
– Wie erklären Sie sich den Erfolg Ihrer Firma?
– Kein neues Unternehmen, auβer vielleicht eine in der Welt so einzigartige Idee wie Google, kann aus sich selbst heraus ein Ziel erreichen. Ich denke, für den Erfolg eines Unternehmens sind die Ausdauer, das Wissen und die Bescheidenheit beim Erreichen eines Ziels wichtig. Wir, die Gründer, sind nicht die Einzigen, die Erfolg haben. Auch die Angestellten und viele andere Personen. Es ist wie beim Fuβball: Du brauchst ein gutes Team, um eine Sache voranzubringen. Auf der anderen Seite denke ich, dass es das Potenzial von Sóller war. Sóller war in der dunklen Zeit Spaniens ein wenig vergessen, und es fehlten Straβen. Dieses Potenzial hat bewirkt, dass ich mein Ziel dahin gehend setzte, die gesamte Bevölkerung in mein Projekt mit einzubeziehen. Die Kenntnisse waren da, aber es fehlte ein neuer Anstoβ, um sie zu entfalten. Anfangs musste ich die Menschen überzeugen, damit sie mir glauben. Dies habe ich geschafft, weil ich pflichtbewusst bin. Ich denke, in Gesellschaft ist es sehr wichtig, dass man sich aufeinander verlassen kann. Ich glaube, dass jeder Unternehmer Arbeitsplätze schaffen sollte, und wir haben in den letzten Jahren circa 50 Personen angestellt, in einem Dorf wie Sóller. Hier arbeitet kein Mallorquiner, nur Sollerics, denn hier in Sóller sind wir die „Auβerirdischen” von Mallorca: Wir müssen einen Tunnel bezahlen, den teuersten der Welt, und das ist wie eine Grenze. Leider war keine der bisher regierenden Parteien dazu fähig, uns von dieser Grenze zu befreien. Jetzt scheint es so, dass uns die derzeitige Regierung von Francina Armengol befreien wird, und uns freien Zugang zum Rest Mallorcas geben wird. Dadurch könnten wir uns auf eine normale Art und Weise bewegen, und damit wachsen und Leute aus dem Rest von Mallorca einstellen.
Andreu Rotger: „Ausländische Unternehmen haben es schwer, sich hier niederzulassen wegen der Bürokratie und dem entscheidenden Handikap, das der Inselstatus mit sich bringt“Interview mit Andreu Rotger, Präsident des Cercle d’Economia de Mallorca
Andreu Rotger ist der gegenwärtig bedeutendste Repräsentant einer der wichtigsten unabhängigen Körperschaften der Insel aufgrund ihrer Mitwirkung und ihres Engagements bei der Revitalisierung und Modernisierung ihres wirtschaftlichen Lebens, dem Cercle d’Economia de Mallorca. Rotger (Alaró, 1949) ist ein an der konstanten Erneuerung und Anpassung der Produktionsprozesse interessierter Tiefbauingenieur, sowohl in Privatunternehmen als auch in den übrigen gesellschaftlichen Bereichen. Nachdem er seine berufliche Laufbahn mit der Arbeit an großen Infrastrukturprojekten wie Staudämmen, Tunneln und Straßen, begonnen hatte, widmete der sein Berufsleben ganz dem Energiesektor, wo er sich auf organisatorische Entwicklung und Bewältigung des Wandels spezialisierte. Die Krönung seiner beruflichen Karriere erreichte er mit dem Amt des Generaldirektors von Gesa-Endesa, das er bis zum Jahr 2011 ausübte.
Wie bewerten Sie Ihr Jahr im Vorsitz des Cercle d’Economia?
Eine der interessantesten Angelegenheiten war die Arbeit in den Ausschüssen, insbesondere was die Arbeit im Vorfeld der Parlamentswahlen der Autonomen Region angeht. Es war eine sehr interessante, über alle Ausschüsse übergreifende Zusammenarbeit, mit dem Zweck zu sehen, wie wir als Bürger regiert werden wollen. Wir sind eine vom politischen und unternehmerischen Gesichtspunkt unabhängige Einrichtung, wir streben weder danach, eine politische Partei zu sein noch zu regieren, wohl aber danach ausdrücken zu können, auf welche Weise wir regiert werden möchten. Damals suchten die Führer aller politischen Parteien den Cercle d’Economia auf, wobei es hochinteressant war, ihnen unsere Arbeit bezüglich der zukünftigen Regierung darzustellen und dabei festzustellen, wie sich jede Partei bezüglich unseres Ansatzes positionierte. Wir waren nicht daran interessiert, dass jede politische Partei kommt, um eine Art Wahlversammlung oder Vortragsveranstaltung abzuhalten, sondern vielmehr, ihre Position hinsichtlich ihrer sozioökonomischen Maßnahmen auf globale Weise kennenzulernen.
Erläutern Sie bitte jemandem, der die Aufgaben des Cercle nicht kennt, welche seine wichtigsten Aufgaben zugunsten der Wirtschaft der Balearen sind
Wir sind kein ausschließlich aus Wirtschaftswissenschaftlern bestehendes Forum, denn es umfasst ein ganzes Spektrum von Fachleuten, die hoch motiviert sind, zu analysieren, zu diskutieren, verschiedene Denkweisen auf plurale Weise vom Gesichtspunkt der Bürgerinteressen aus, die vielfältig sind, gegenüberzustellen.
Der Cercle muss als unabhängige Einrichtung – er nimmt keine Subventionen von Verwaltungen oder wem auch immer an – keine Partei- oder Unternehmerinteressen vertreten. Aus dieser Unabhängigkeit heraus können sich unsere Zielsetzungen in der Weise entwickeln, wie es auch die Gesellschaft tut. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt, und leider schon seit geraumer Zeit, ist eines der uns beschäftigenden und uns Sorge bereitenden Themen die Finanzierung unserer Autonomen Region, die sich in Konkurs befindet. Eine Autonome Region, die Schulden in der Höhe von 9.000 Millionen Euro hat, wobei der Jahreshaushalt zirka 4.000 Millionen beträgt – das heißt, die Schulden betragen das Zweifache des Haushalts – seit Jahren ohne die Kapazität, einen Überschuss zu erwirtschaften, werden wir von den Zinsen der Schulden verschlungen. Deshalb sind wir wirklich in einer schwierigen Lage, angesichts derer wir uns für ein gerechteres und ausgewogeneres Finanzierungssystems einsetzen, und das ist es, woran wir seit langer Zeit schon gearbeitet haben und wir tun es weiterhin, um ein Manifest der Zivilgesellschaft zu veröffentlichen, von dem wir hoffen, dass sich ihm eine Mehrheit dieser Zivilgesellschaft anschließt in dem Begehren nach einem gerechteren und ausgewogeneren Steuersystem. Es kann nicht sein, dass eine Autonome Region, die fast 6 % ihres Bruttosozialproduktes für andere Autonome Regionen beisteuert, hinterher über die niedrigsten Ressourcen ganz Spaniens verfügt, um dieselben Bedürfnisse wie die anderen Autonomen Regionen zu decken, das hat keinen Sinn. Irgendetwas läuft falsch und der Cercle wird weiterhin eine Änderung des Finanzierungssystems fordern, nicht nur, was die Einkünfte angeht, sondern auch was die Kostenseite angeht. Wenn eine Familie oder eine Firma sich in finanziellen Schwierigkeiten befindet, sucht sie neue Einkünfte, versucht aber auch, ihre Kosten zu rationalisieren. Wir machen uns nicht für Kürzungen stark, wohl aber für die Effizienz, es geht nicht an, auch nur einen einzigen Euro für etwas auszugeben, das nicht vorrangig und notwendig ist. In diesem Sinne zeigt zum Beispiel die Weltgesundheitsorganisation auf, dass in Spanien, und gehen wir einmal davon aus, dass die Balearen da nicht anders sind, zwischen 20 % und 40 % des Aufwands ineffizient sind. Wenn dies so ist, und es ist nicht anzunehmen, dass die Balearen diesbezüglich eine Ausnahme darstellen, müssen wir daran arbeiten, die Kosten auf eine effiziente Weise zu reduzieren, nicht nur im Gesundheitswesen, sondern auch in den anderen Bereichen wie Erziehung, soziale Dienste und alle öffentliche Unternehmen, damit die aus dem Geldbeutel des Bürgers erhobenen Mittel nicht nur auf eine korrekte und vollkommen korruptionsfreie Weise investiert werden, sondern auch mit guter Priorisierung.
Welche Ziele hat sich der CdE und sein Präsident für die nächsten Jahre gesetzt?
In dieser Zeit benötigen wir mehr denn je ein Parteiensystem, das auf den Konsens setzt, darauf, die Interessen der Bürger als die eigenen anzusehen, und nicht auf Parteiinteressen. Wir sind besorgt über die Korruption und die Reform des Wahlgesetzes. Aber in demselben Maße sind wir besorgt über das Erziehungswesen, die Wirtschaftslage für die Arbeitnehmer mit mehr als 50 % arbeitslosen Jugendlichen und sehr prekären Arbeitsbedingungen. Beispielsweise haben 25 % der Verträge eine Laufzeit von einer Woche oder weniger. Eine verantwortliche und demokratische Gesellschaft muss sich mit allen diesen Dingen sehr ernsthaft auseinandersetzen. Der Cercle ist für den Konsens in Grundfragen – Gesundheitswesen, Erziehungswesen, Arbeit oder Wirtschaft – es will niemandem in den Kopf, dass das Erste, was eine neue Regierung tut, die Gesetze der Vorgängerregierung zu widerrufen ist, und ich sage dies nicht wegen der Situation, die wir in den letzten Monaten erlebt haben. Wenn wir uns die Schaffung einer Fremdenverkehrssteuer in dem Gedanken vornehmen, dass eine zukünftige Regierung sie zurücknehmen kann, erweisen wir der Wirtschaft und dem System dieses Landes einen Bärendienst. Die Bürger müssen von allen Parteien mehr Verantwortlichkeit in dieser Hinsicht fordern, von allen Parteien.
Von einer persönlicheren Seite her, berichten Sie uns bitte über Ihre Erfahrungen im Management als Tiefbauingenieur und welcher nach Ihrer Ansicht die Hauptbedürfnisse der Unternehmensstruktur Mallorcas sind
Ich habe das große Glück gehabt, verschiedene Projekte geleitet zu haben, wobei ich im Durchschnitt nicht mehr als 4 oder 5 Jahre bei demselben Projekt blieb. Dies hat mir, zusammen mit der Entwicklung der Privatunternehmen erlaubt, bei der Fusion verschiedener Unternehmen mitzuarbeiten. Eines der Dinge, die mich am meisten beeindruckt haben und über die ich viel lernen musste, ist die Bewältigung des Wandels, das heißt, ein sehr aktueller Aspekt, den man berücksichtigen muss. In diesem Sinn glaube ich, und diese Tatsache passt perfekt zu dem, was wir zuvor über den Konsens der politischen Parteien gesagt haben, ein in jeglicher Hinsicht guter Angestellter muss heute eine gewisse Bereitschaft zur Bewältigung des Wandels und eine herausragende Anpassungsfähigkeit mitbringen.
Ein zweiter Aspekt, der meiner Meinung nach im heutigen unternehmerischen Umfeld wesentlich ist, bezieht sich auf die Effizienz, die stetige Verbesserung. Ich habe viel im Benchmarking gearbeitet, das nichts anderes ist als der Prozess, mittels dessen analysiert wird, wie die Dinge erledigt werden, nicht nur bei dir zuhause sondern auch bei den anderen, um dich mit der Konkurrenz oder Dritten zu vergleichen und als Bezugspunkt diejenigen zu nehmen, die bessere Resultate haben als man selbst und dabei diejenigen zu analysieren, die die besten Praktiken entwickeln, um zu versuchen, diese auf den entsprechenden eigenen Bereich anzuwenden. Permanent auf dem Laufenden darüber zu sein, wie sich die anderen verbessern und zu versuchen, die Kenntnisse anzuwenden und zu verbessern, die man aus dem ableitet, was die anderen anwenden, diese Haltung der Bescheidenheit und konstanten Analyse ist sehr interessant. How would you describe your relationship with Bufete Buades? How far does it date back?
Wie ist Ihre Beziehung zu der Anwaltskanzlei Bufete Buades und worauf geht sie zurück?
It is clearly because Joan Buades was the chairman of the Cercle d’Economia and therefore my predecessor, although not directly, and if it were only for this reason we would already have many things in common. In addition, the relationship with Bufete Buades, and specifically with Joan even at this time when he does not have a direct link to the Cercle, is good and we have sometimes asked for his cooperation and he has responded enthusiastically. For example, as a case in point, Joan Buades recently participated as the moderator in a panel discussion which we organised and which was attended by foreign business people resident in Mallorca, with an extremely interesting final result for the audience.
Wie könnte nach Ihrer Auffassung die nahe Zukunft für die Inselwirtschaft aussehen?
Es wird gerade mit der Arbeit begonnen und es gibt ständig mehr Stimmen, die sich interessiert an den positiven, von der Landwirtschaft, dem Gesundheitstourismus, der Innovation in Verbindung mit wissenschaftlichen und technologischen Unternehmern in Feldern wie der Medizin und der Biologie ausgesandten Signalen zeigen. Wir können auf einer Insel wie der unsrigen nicht danach streben, eine große Industriestruktur zu entwickeln, denn dies ist wegen der Ausdehnung relativ inkompatibel, jedoch können wir wohl optimistisch sein bei den Informations- und Kommunikationstechnologien, die Potenzierung der Dienstleistungen für Senioren ist ein äußerst wichtiges Feld, sowohl aus Notwendigkeit als auch als Vorreiter und Motor für die Wirtschaft.
Ist vom CdE ein wachsendes Interesse seitens des ausländischen Kapitals festgestellt worden, seine Anlagen und Geschäfte in Mallorca zu stationieren?
Wir leben vom makroökonomischen Gesichtspunkt aus in der besten aller Welten in dem Sinn, dass wir aus einer bedeutenden Krise kommend uns hauptsächlich vom Fremdenverkehrssektor ernähren und unsere Konkurrenten aus einer Vielzahl von Gründen sozusagen in einer Position der Unterlegenheit sind. Das bringt uns in eine irreale, jedoch auch verdient errungene Situation, das viel gearbeitet worden ist und einem nichts geschenkt wird. Jedoch ist es trotzdem so, dass uns die Umstände gewogen sind, und deshalb wäre es ein schwerer Fehler, sich mit dem zu begnügen, was wir haben.
Wir befinden uns an einem Scheideweg, würde ich sagen, denn dies ist genau der richtige Zeitpunkt für uns, hinsichtlich einiger Aspekte den Kurs zu ändern: Unser Pro-Kopf-Bruttosozialprodukt ist dabei, auf systematische Weise zu sinken, es bewegt sich von einem der höchsten Pro-Kopf-Einkommen Spaniens hin zu Positionen näher dem staatlichen Durchschnitt; die Produktivität ist dabei zu sinken, wir haben mehr die Rentabilität im Auge gehabt, mit einem makroökonomischen Ansatz, der die Rentabilität vor die Produktivität gestellt hat. Ich glaube, hier muss eine Wende geschehen, um uns auf die Produktivität zu konzentrieren, mit einem größeren Nachdruck auf Forschung + Entwicklung, auf dem Erziehungswesen, was derzeit gerade nicht geschieht. Für F + E geben wir 0,36 % aus, als eine der Regionen Europas, die am wenigsten in Innovation investiert (die es am meisten tut: eine belgische Region mit 7,8 %); in der Produktivität stehen wir nicht gerade gut da und im Erziehungswesen haben wir viele Probleme. Ein Erziehungsminister einer Regionalregierung vom Partido Popular sagte jüngst, dass wir uns in einem nationalen Bildungsnotstand befänden, und wir sind der Auffassung, dass wir diesbezüglich viel Arbeit leisten müssen auf eine intensive und schnellen Weise, um den Zug nicht zu verpassen.
Unser sozioökonomisches Modell hat sich entwickelt. Man muss wissen, woher man kommt und nicht die großen Potenziale vernachlässigen, welche die Autonome Region der Balearen hat, es ist jedoch offensichtlich, dass wir diversifizieren müssen. Allerdings mit Intelligenz und Ausbildung, dafür ist das Erziehungswesen als Triebkraft aller dieser Aspekte eine Hauptstütze.
Welche Sektoren erleben, außer dem Fremdenverkehr, derzeit das größte Wachstum und die höchste Anerkennung innerhalb und außerhalb unseres Archipels?
Ich glaube wir verfügen über eine Reihe von Vorteilen, aber auch Schwachstellen. Wir müssen sie kennen, um die Ersten zu verstärken und nicht zu verlieren und die Schwachstellen korrigieren.
Zu den Vorteilen der Balearen für die europäischen Unternehmer, so haben sie es uns im Cercle zu verstehen gegeben, sind die Sicherheit und die Lebensqualität, die man in diesem Land genießt und die an keinem anderen Ort existiert, zu zählen. Außerdem ist es, wie Utz Claasen jüngst gesagt hat, die europäischste Region Europas, denn hier leben bereits Bürger des gesamten Kontinents auf natürliche Weise zusammen. Allerdings haben wir beträchtliche unerledigte Aufgaben wie zum Beispiel die Bürokratie, wie es uns die ausländischen Unternehmer mitgeteilt haben, mit denen wir gesprochen haben. Aber nicht nur sie, in einem kürzlich erschienenen Bericht werden wir als die viertschlechteste Autonome Region für Geschäfte eingestuft, wobei vier Indikatoren berücksichtigt wurden: Die Anzahl der Formalitäten und die erforderliche Zeit, um ein Unternehmen zu gründen, dasselbe für die Namensänderung oder den Verkauf eines Unternehmens, auch die Ausführung eines Baus (Häuser, Hotels, Fabriken, usw.) und die zum Anschluss an das Stromnetz erforderliche Zeit. Ausgenommen diesen letzten Punkt, liegen die Balearen in den ersten drei Indikatoren bei den letzten drei Autonomen Regionen und in der Gesamtrechnung in der viertschlechtesten Position.
Den Unternehmern allgemeine, und insbesondere den ausländischen, fällt es sehr schwer, sich niederzulassen. Dazu kommt ein entscheidendes Handikap das der Inselstatus ist: Es ist notwendig, sich mit einem regionalen Finanzierungssystem und einer Sonderregelung für die Inseln auszustatten. Letzteres muss darauf ausgerichtet sein, zu vermeiden, dass die Bürger und Unternehmen von dem Inselstatus benachteiligt werden, wegen dessen der Wettbewerb fast schon unlauter zu nennen ist.
Bei Import und Export sind die Mehrkosten beträchtlich, sie betreffen die Einscheidung eines Unternehmens direkt, wenn es darum geht, sich in dieser Autonomen Region anzusiedeln oder nicht, sowohl zum Absatz von Produkten außerhalb als auch, wenn es Rohstoffe importieren muss. Im Fall des Fremdenverkehrs sind das Einzige, was importiert wird, die Kunden, aber der Rohstoff – Sonne und Natur – ist bereits hier, was in der Mehrzahl der Sektoren natürlich nicht der Fall ist.